Dienstag, 5. August 2008

Hallo ihr Lieben!
Endlich krieg ich es mal hin mal ein wenig aus Brasilien zu berichten! Momentan befinde ich mich in einer Pusada, das ist eine kleine Pension, die wirklich sehr spatanisch eingerichtet ist, aber alles hat was man so braucht, was ja nun nicht viel ist. Zudem ist sie saubillig. Die Ansprüche werden von Tag zu Tag sowieso geringer. Hauptsache Bett, Klo und ne Küche, um sich was zu kochen! Hier geht man sowieso eher Essen, als selber kochen. Momentan sind wir auf Wohnungssuche. Gar nicht so einfach was gescheites zu finden! Wir sind zu dritt und suchen drei Zimmer, die wenns geht möbliert sind! Zwei Zimmer haben wir jetzt schon gefunden, auch in derselben Wohnung. Ganz cool! Aber erst zu Ende August. Nur leider kein Internet. Das is hier auch gar nicht so häufig! Bleibt einem nur das Internetcafe über! Aber so ist es dann! Hauptsache endlich mal ein Zuhause! In der Pusada halt ich es auch nicht mehr lange aus!Is zwar alles ganz o.k, aber irgendwie möchte man ja auch mal so richtig ankommen!
Das Wetter is hier überings ganz schön. Es sind so 28 C° und die Sonne scheint! Manchmal regent es und das nicht zu knapp. Is ja auch Regenzeit! Was nervig an der ganzen Sache ist, sind die Mücken. Ich seh aus wie son Streuselkuchen! Also jeden Abend schön Autan! Super! Aber ich hab aus Erfahrungsberichten gehört, dass sich das mit der Zeit gibt, wenn man länger da ist. Keine Ahnung warum, vielleicht, weil sich der Körper umstellt? Hm, wer weiss. Apropos Körperumstellung! Unsern ersten richtigen Durchfall ham wir auch schon hinter uns. Echt übel! Aber das bleibt auch selten aus! Hier ist echt alles anders. Das fängt beim Essen an! Ich sag nur Fleisch! Überall Fleisch oder Fisch und Krabben! Gar nicht so einfach was für Vegetarier zu finden, wenn man hier ständig zum Essen verabredet ist. Hängt einem bestimmt bald alles zum Halse raus! Aber naja! Ich koch eh lieber selber! Zum Glück hab ich hier schon die Sojabrocken ausm Supermarkt gefunden. Hätt mich auch gewundert wenn nicht, da ja Brasilien eines der größten Sojaproduzenten weltweit ist. Also mit dem Essen ist das echt so ne Sache. Man muss echt aufpassen. Alles gut abwaschen, am besten abkochen mit dem leckeren Wasser aus dem Hahn was man nicht trinken darf und nach Chlor schmeckt. Bloss keine Früchte ohne Schale frisch essen. An Salat ist erstmal nicht zu denken,dazu braucht man erstmal Agua Sanitaria zum esinfizieren quasi . Und so weiter und so fort. Naja , wie gesagt man gewöhnt sich dran. Ausserdem trink ich auch viel lieber! Der Caipi ist hier echt super! Ich bin total begeistert, aber das Bier schmeckt wie mit Wasser gepunscht. Also man kann es trinken wie Wasser, man tut es auch, aber es wirkt viel mehr! Is auch mehr Alk drin! Das erste Getränk was ich hier getrunken hab war nen Cachaca. Erst den milden, dann den harten. Dazu Bier und Caipi! Caipi trinkt man hier auch zur Begrüßung und immer Bier dazu. Und wenn das Bier ansatzweise leer ist oder du auch nur ein Schluck gertunken hast, wird einem meist ganz schnell wieder nachgeschenkt. Ganz schoen gefaehrlich. Man wird hier superschnell besoffen. Ausserem hab ich schon die Erfahrung gemacht, dass hier schon oft vor zwoelf oder gegen mittag getrunken wird. Uijujujuj!!!Dafuer liegt man dann schon um zwoelf im Bett!
Der Flug war auch ganz schön anstengend! Mareike und ich haben ca. 36 Std. nicht geschlafen! Man warn wir im Arsch! Und dann noch ne Stunde am Zoll in Recife warten! Wenigsten warn unsere Koffer alle da! Is wohl auch eher die Seltenheit! Glück gehabt! Heiko, unser Prof, der auch zur Zeit hier ist und Glicia, eine bras. Professorin haben uns abegeholt! Ganz cool erstmal ein bekanntes Gesicht zu sehn. Die erste Nacht haben wir dann auch bei Glicia verbracht.
Was das Portugiesisch sprechen angeht tu ich mich schon etwas schwer. Aber auch das ist besser geworden. Selbst nach zwei Wochen merkt man schon ne Steigerung was das Verständnis angeht. Zur Not hat man ja auch noch Arme und Beine.Und es kann nur besser werden. Hier sprechen ein paar wenige Leute Englisch, aber das ist meisten so schlecht, dass ich sogar das Portugiesisch mit Händen und Füßen besser versteh.
Die Leute sind alle sehr sehr nett hier. Wir sind ja wie gesagt auf Wohnungssuche und jeder, der das mitkriegt reisst sich den Arsch für uns auf. Bevor wir in die Pusada gezogen sind haben wir bei Nicole, einer Studentin aus Bremen ein paar Nächte geschlafen, aber da konnten wir nicht bleiben, weil die schon wieder neue Mitbewohner erwartet hat. Schonmal nett. Aber Nicole ist eh son Kapitel für sich! Ziemlich anstrengend die gute Frau. Also auch gar nicht so shclecht erstmal umzuziehn. Aber Ihre Nachbarin ist echt der Hammer. Dona Betti heisst sie! Ganz herzlich. Sie hat uns erstmal ihre Wohnung gezeigt und dann ihre zwei Freundinnen gefragt, ob die nicht was für uns wüssten. Da standen wir nun im Augenschein der drei Grazien, die uns erstmal weißmachen wollten, dass das Bier hier Pitu hiesse und dass es hier im Sommer schneit. Haha, wir kamen uns ein bisschen verarscht vor! Von wegen die sind das erste mal in Brasilien und so! Aber war witzig! Zudem lästern die drei auch ganz gerne mal, aber nicht boese! Echt nicht! Also die drei muss man sich wie so Tratscheiber vorstellen, die beim cafezinho nur am schnattern sind! Aber herzlich sind sie! Das ganze geht so weiter, dass wir hier schon nach drei Tagen fast die ganze Strasse kennengelernt haben. Alle grüßen einen! Boa tarde! Tudo bem? Echt nett! Aber diese überschwingliche Freundlichkeit von allen Seiten kann auch anstrengend sein! Als wir das erste mal in der Uni waren, haben wir Nivaldo kennengelernt! Der sitzt da jeden Tag rum und die Studies können zu ihm kommen, wenn was ist! Sone Seelsorge quasi! Wir wurden erstmal zu ihm geschickt, als irgendwer feststellte, dass wir nach möbilierten Zimmern oder Wohnungen am schwarzen Brett ausschau hielten. Er hat dann erstmal eine Stunde für uns rumtelefoniert und dann meinte ,dass wir sollten mitkommen sollten, wir würden jetzt erstmal rumfahren und Wohnungen angucken! Echt nett! Puuh, waren drei Stunden unterwegs! Und das nur ums Uniglände herum! Es ist ja nu auch nicht mal eben nur die Wohnung, Zimmer oder Pusada angucken! Erstmal wird stundenlang gequatscht bis man dann mal zum Ziel kommt. Aber gefunden haben wir nichts. Hier dauert alles viel viel länger! Man braucht einen halben Tag, um eine Sache zu erledigen! Aber naja! So ist es halt! Auch daran gewöhnt man sich! Zu spät kommen ist hier überings auch ganz normal! Nimmt auch keiner übel! Und wenn es ne Stunde ist oder länger! Hier ist es echt anders! Lockerer!
Leider haben wir noch nicht soviel von Recife gesehn! Wir warn ja krank und ham uns nicht getraut sich so weit vom Klo zu entfernen. Dann erstmal der ganze Behördenkram, die Einschreibung in der Uni, die auch einen Tag gedauert hat, wozu man in Schland vielleicht ne Stunde bräuchte usw.! Nimmt ja wie gesagt alles viel viel Zeit in Anspruch! Aber diese Woche ist die Uni losgegangen! Da lernt man neue Leute kennen und man unternimmt bestimmt viel mehr! Da freu ich mich schon drauf! Wir sind hier schon paar Mal Bus gefahren! Das ist auch ein Abenteuer für sich! Man muss den Arm raustrecken, damit der Bus anhält , aber aufpassen, sonst fährt der dich noch um und dann gut festhalten sag ich nur! Die Strassen sind hier auch nicht die Besten und der Bus fährt echt schnell! Wir ham ein paar Besorgungen gemacht und waren in Boa Vista, dem nächst größten Stadtteil gefahren, wo es auch ein paar größere Läden gibt! Aber dafür gibt es da auch viel viel mehr Menschen! Zu viele! Und vor allem zu viele arme Menschen, die auf der Strasse leben! Die gibt es hier ja auch überall! Nur in so Ballungszentren fällt das noch viel mehr auf! Zudem gibt es viele Stassenverkäufer, viele Autos, Pferdekutschen und viel viel Lärm! Eine echte Reizüberflutung! Hier rennen ganz oft Leute mit so kleinen Schubkarren rum mit einer Riesen Lautsprecherbox, die einem echt das Trommelfell wegballert! Die Leute werben so mit ihrer Musik oder vekaufen DVDs. Dann gibt es noch kleine Busse, die aufm Dach ringsrum Lautsprcherboxen haben. Also echt laut hier alles! Aber egal! Ich mag das! So ist das Leben hier! Hauptsache laute Musik und viel und gerne singen, was hier viele tun. Selbst auf der Bank hatte der Typ hinterm Schalter nen Ghettoblaster und hat laut gesungen während er wild auf der Tastatur rumkloppte. Jedoch sollte man auch aufpassen in welchen Stadtteilen man sich aufhält! Zumindest sobald es dunkel wird! Und hier wird es schon um 6 Uhr abends dunkel und man sagt boa noite zur Begruessung! Boa noite! Selbst hier in der CDU, so heißt der Stadtteil hier in dem ich bin, der als relativ sicher gilt, wurden wir gewarnt, nicht alleine rauszugehn, wenn es dunkel wird. Man sollte immer Geld in der einen Hosentasche dabei haben, wenn man überfallen wird und lieber ein bisschen mehr. Und auf gar keinen Fall den Räuber angucken und ganz ruhig bleiben! Ich hoffe, dass uns diese Erfahrung erspart bleibt! Viele Favelas gibt es hier! Ich war bis jetzt in keinem drin, aber wir sind mit dem Auto schon an ein paar Favelas vorbeigefahren. Nicht schön! Wenn man an einer Ampel anhält passiert es oft, das Strassenkinder mit Bälle jonglieren, Zeitungen verkaufen oder Fenster putzen und dabei nach etwas Geld betteln. So langsam wird einem richtig bewusst wie gut man es zu Hause hat! Ich glaube man wird echt bescheidener und weiß einiges mehr zu schätzen! Das ist mir jetzt schon klar und war es eigentlich auch schon vorher! Nur jetzt siehst du Dinge real. Man kommt sich ja schon richtig scheiße vor, wenn man das Elend hier sieht und man weiß ich hab noch 400 Euro aufm Konto, wovon hier eine Grossfamilie mehrere Wochen leben könnte! Ganz schön ungerecht! Aber auch das ist das Leben hier!
So das waren erstmal nur ein paar erste Eindruecke!
Ich lass dann demnächst von mir wieder hören! Fotos kommen auch noch!
Ciao Eure Julia

3 Kommentare:

katja hat gesagt…

Hallo Julia, voll schön mal von dir zu hören. Warst auf einmal schon weg und ich konnte mich gar nicht verabschieden. Hört sich ja alles ganz spannend an. Uns geht es hier ganz gut. Jedenfalls passiert hier ne ganze Menge. Zum 1.9. ziehe ich um, bleibe aber im Viertel. Du wirst es nicht glauben, aber Veen möchte mit seiner Freundin zusammen ziehen. Naja und da ich eh überlegt habe mal alleine zu wohnen, hat sich das jetzt etwas spontaner ergeben. Ein neues Auto mussten wir uns auch besorgen. Da kam einiges auf uns zu. Freue mich neues von dir zu lesen. Bis bald. Liebe Grüße aus Bremen von katja, smeaogol und nen Schlabber von Monty

René hat gesagt…

Hallo Julia.
Voll schön von Dir zu hören, das Leben in Recife hört sich echt spannend an. Aber Du schaffst das alles, das weiß ich ja.
Dicke Umarmung auch von Bennie&Carlos. Die wollen auch gar nicht merh ohne einander. So gehts mir auch. Hehe.
Hab dich lieb.

Die kleine Alexandra von drüben hat gesagt…

Moin Julia,
that sounds very good.
I guess you enjoy the time at your "new home". Hope you'll find a new and nice shelter there.
I'm full of hope in photos.
-> Don't have the runs- Fuck diarrhoea <-
Peace, Captain Nillius.